Lockdown, please no breakdown!
Der Lockdown, die Kinderbetreuungsproblematik.
Ihr Lieben, was soll ich sagen? Diese Zeiten sind für Viele von uns- für Erwachsene, Kinder und Jugendliche- eine immense Herausforderung, so sieht´s aus. Gewohnte Tagesabläufe existieren plötzlich nicht mehr, es muss viel umorganisiert werden, Arbeit und zeitgleich Kinderbetreuung und auch noch Homeschooling müssen gewährleistet sein und auf wichtige persönliche soziale Kontakte, Hobbies, kulturelle Veranstaltungen müssen wir derzeit verzichten. Kein Tipp wird da eine gewisse Mehrbelastung komplett auflösen können, das ist klar. Und ihr dürft stolz auf euch sein, denn ich bin mir sicher, dass ihr im Rahmen der Möglichkeiten euer Bestes gebt durch diese besondere Zeit zu navigieren, also gönnt euch nochmal einen Schulterklopfer oder eine Selbstumarmung vorab.
Und dann lasst uns doch mal gemeinsam anschauen, ob wir nicht noch ein paar Ideen sammeln können, die euren Lockdown-Alltag vielleicht etwas erleichtern können, mit welchen ihr ganz bewusst etwas Kraft schöpfen könnt und damit im besten Falle sogar eine gelassenere Sicht auf die Dinge bekommen könnt.
- Alltagsstrukturen etablieren
Es mag nicht immer funktionieren, aber oft ist es doch hilfreich einer festen Tagesroutine zu folgen. Denn im normalen Kita- und Schulalltag sind die Kinder feste Abläufe gewohnt. Und Strukturen geben Sicherheit und Halt, sie vermitteln Verlässlichkeit und Berechenbarkeit. Meiner Ansicht nach sind sie somit wertvolle Tools, wenn die übrige Welt doch gerade Kopf steht. Meine Familie profitiert in jedem Fall und auch Andere melden gute Erfahrungen. Soll jetzt nicht heißen, dass nicht auch mal ein Pyjama-Tag angesagt wäre oder ein spontaner Ausflug- denn diese Flexibilität sichert wiederum Highlights und fördert Lebendigkeit im Familienleben. Aber Alltagsroutinen können helfen. Wie minutiös der Zeitplan ist, das bleibt euch überlassen. Beispielhafte grobe Strukturierung: Morgensport/Bewegung, vormittags Arbeit/Schularbeit/Freispiel, Mittagsruhezeit, Nachmittagsspiel/Hausaufgaben/ Rausgehen. Allgemein günstig: räumliche und zeitliche Trennung von Arbeit und Entspannung (räumlich kann ggf. auch nur bedeuten, dass Schul- und Arbeitssachen zum Essen oder Spielen/Basteln entfernt werden) , gemeinsame und regelmäßige Mahlzeiten.
Mir wurde berichtet, dass einige Kinder zuhause einen „Morgenkreis“ oder nachmittäglichen „Stuhlkreis“ einforderten- warum denn eigentlich nicht? Was spricht dagegen gemeinsam ein Lied zu singen oder seine Kinder jeden Tag aufs Neue verlässlich zu fragen, was sie den Tag vorhaben oder was ihnen heute gefallen/ nicht gefallen hat? Fragt nach und folgt da den individuellen Bedürfnissen eurer Kinder und sie werden auf lange Sicht ausgeglichener sein.
- Aufgabenverteilung, Support-Netzwerk schaffen, Hilfe annehmen
In einer Partnerschaft könnt ihr euch Aufgaben teilen, Zuständigkeiten festlegen, Arbeits- und Kinderbetreuungszeiten vielleicht blockweise aufteilen. Als alleinerziehende Eltern schaut, ob ihr euch ein Netzwerk aufbauen könnt, man sich z.B. mit anderen Eltern zusammentut und die Kinderbetreuung- unter Beachtung der aktuellen Hygienevorschriften- aufteilt.
Vielleicht helfen Euch gute Freunde gerne aus, indem sie, wenn möglich, mal als „Babysitter“ auf dem Spielplatz einspringen oder ein paar Lebensmittel mit einkaufen. Vielleicht ist die Nutzung eines Online-Einkaufsdienstes eine Option, die euch entlasten kann. Vielleicht kochen Freunde oder Familie mal ein Familiengericht für euch. Wenn die Auflagen es zulassen sind gerade für Einzelkinder einzelne, ausgewählte Spielkontakte eine Bereicherung.
- Gesunde Kommunikation fördern
Versucht trotz eines stressigen Zeitmanagements nicht den Anschluss an die Gedankenwelt eurer Kinder zu verlieren. Schon regelmäßige, einfach Fragen, die Interesse an ihrer Person bekunden, können einen Unterschied machen. Seid auch bei Konflikten zugewandt und ansprechbar. Wir probieren derzeit „Tanzen statt Motzen“ aus- statt zu streiten, drehen wir die Musik laut auf und es wird abgedanct- klappt manchmal, nicht immer. Konflikte mit dem Partner sollten nach Möglichkeit insbesondere vor kleineren Kindern nicht ausgetragen werden.
- Gemeinsam sein
Schafft euch zumindest kleine Inseln im Alltag um gemeinsam etwas zu erleben. Das tut nicht nur den Kindern gut. Seid gemeinsam kreativ, malt, bastelt, puzzelt, spielt Gesellschaftsspiele, tanzt, kocht/backt, macht zusammen Sport, Kinder-Yoga oder eine Kinder- Meditationsreise (z.B. Kinder-Fantasiereisen Spotify), seid draußen aktiv, funktioniert den Schreib- oder Esstisch kurzfristig zur Tischtennisplatte um- alles nach Lust und Laune…. Dabei müssen die einzelne Aktivitäten gar nicht besonders lange andauern, um sich positiv auf euer Wohlbefinden auszuwirken.
- Maßnahmen, die das Wohlbefinden im Allgemeinen fördern
Eine gute Schlafhygiene ist wichtig. Schlafstörungen entstehen oftmals bei Sorgen und Ängsten und können zu einer deutlichen psychischen Belastung führen. Bei länger anhaltenden Schlafstörungen solltet ihr kinderärztlichen Rat einholen.
Bewegung fördert die Ausschüttung von Glückshormonen, also los! Draußen besonders stimmungserhellend. Vielleicht habt ihr z.B. Lust zu Joggen und die Kinder fahren mit dem Fahrrad oder Roller nebenher. Aber es gibt auch viele kostenfreie Sportprogramme online für zuhause, z.B. auf YouTube die „Alba Berlin Sportstunde“ oder auch empowerndes „Beginners Workout“ (Moe Jones) für die ganze Familie.
Eine möglichst ausgewogene Ernährung stellt die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen sicher. Ein Wochen- Speiseplan hat hier schon viele Eltern entlasten können. Man muss sich nicht jeden Tag aufs neue Gedanken zu den Mahlzeiten machen und hat immer die passenden Zutaten im Haus. Vielleicht schafft man es Speisen geplant vorzukochen und einzufrieren. Ebenso ist natürlich die ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu beachten.
Kritischer, begrenzter Konsum von Nikotin und Alkohol im Jugendlichenalter.
- Last but not least- elterliche Selfcare
Ja, ich weiß es ist schwierig die Kraft überhaupt aufzuwenden, sich um sich zu kümmern, wenn man vom Alltag so erschöpft ist, ich kenne das. Fangt klein an und wenn die Energie ein bisschen zurückkommt, werdet ihr es schaffen, euch immer gezielter Gutes zu tun und das lohnt sich! Überlegt mal, was euch gut tun kann. Vielleicht Sport, ein Spaziergang, ein Tee und ein gutes (Hör-)Buch, eine extra Portion Schlaf, Badewanne, Yoga, Meditation, Atemübungen, Journaling, eine Videokonferenz mit guten Freunden, ein Instrument spielen…? Es gibt so viele Möglichkeiten sich selbst eine Freude zu bereiten- hört in euch hinein, was ihr gerade braucht.
Bei all diesen Tipps vergesst bitte nicht: Ihr macht eure Sache so gut es eben geht. Mir fällt da dieser Spruch ein: „Don´t let the perfect be the enemy of the good“. Seid nicht zu streng mit euch, sondern nachsichtig und räumt euch eine ordentliche Portion Unvollkommenheit ein, es ist okay und kann die Situation für alle Beteiligten um ein Vielfaches entspannen.
Streit und Motzen ist auf allen Seiten leider manchmal unvermeidbar, na klar. Tragt jedoch Sorge dafür, dass ihr dem Gegenüber trotz des Konfliktes Akzeptanz und Zuneigung zeigt. Wenn ihr unfair wart, entschuldigt euch bei euren Kindern.
Natürlich könnt ihr nicht permanentes Entertainment bieten. Studien belegen zudem, dass Langeweile Kindern auch mal ganz gut tut und kreatives Spiel fördert. Wählt euch wenn dann eine gemeinsame Aktivität aus, die euch als Eltern aktuell auch gut tut, dann seid ihr am besten ganz im Moment, dies werden auch eure Kinder spüren. Nehmt euch also beispielsweise nicht vor zu Backen, wenn ihr gar keine Lust dazu habt oder zu erschöpft seid, aber vielleicht bringt euch dafür gerade eine Runde verrücktes Abdancen wieder neuen Schwung und einen Glücksmoment oder ihr lest/kuschelt einfach gemütlich auf dem Sofa. Entscheidet die Art der gemeinsamen kleinen Unternehmungen am besten eher spontan, dann steht man nicht so unter Druck.
Natürlich muss ich für die ausgewogene Ernährung plädieren, natürlich auch für begrenzte Fernsehzeiten, das bedingt ja schon mein Beruf. Aber als Mama weiß ich auch, dass Theorie und Praxis nicht immer Hand in Hand gehen und vor allem bin ich auch davon überzeugt, dass es für ein harmonisches familiäres Miteinander förderlich ist, wenn alle(!) Beteiligten entspannt sind. Soll heißen, wenn eine Fertigpizza oder eine Folge Paw Patrol mehr gerade einfach mal sein muss, dann sei es so- es wird eure Kinder nicht krankmachen oder verderben und ihr seid dadurch auch keine schlechten Eltern.
An dieser Stelle ist mir allerdings noch wichtig zu erwähnen, dass ich es beim Medienkonsum jedoch absolut unerlässlich finde einen kritischen Check durchzuführen, ob die Serie/der Film altersangemessen ist. Die offizielle Altersfreigabe ist dabei nur eine grobe Orientierung. Macht es von eurem Kind abhängig, denn beängstigende Szenen im TV können den Schlaf eurer Kinder dauerhaft stören, in der Folge könnten beispielsweise vermehrt Alpträume auftreten.
Als Alternative zum Standardkinderfernsehpogramm bieten sich auch Lesestunden diverser Sender an, u.a. hatte die Kinderbuchautorin Kirsten Boie mal aus ihren Büchern gelesen. Meine Kinder sehen sich neben Paw Patrol , Pyjamahelden oä. auch gern mal Auszüge von Konzerten an und sind seither die größten, kleinsten Joy Denalane-Fans. 🙂
Daneben wollen jetzt einzelne TV-Sender ihr Angebot an Bildungsprogrammen für Kinder hochfahren, um das Homeschooling zu unterstützen.
Solltet ihr mit dem besonderen Lockdown-Alltag und all seinen Bürden so maximal belastet sein, dass ihr nicht mehr weiter wisst, verzweifelt seid oder das Gefühl habt nicht mehr im Wohle des Kindes so handeln zu können, wie ihr das eigentlich möchtet, dann bitte vertraut euch Jemandem an, sucht euch Rat bzw. Unterstützung bei Freunden und kontaktiert auch jederzeit regionale professionelle Anlaufstellen.
Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Beitrag ein wenig weiterhelfen.
Nun bin ich ganz gespannt auf eure Kommentare.
Habt ihr noch weitere Ideen und Tipps, wie wir alle gut durch diese herausfordernde Zeit kommen?
Viele Grüße und bis bald,
Eure Nadja